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Wer war Hildegard von Bingen?

Bis heute ist uns wenig bekannt über einflussreiche Frauen des Hohen Mittelalters.

Aus dieser politisch, religiös und gesellschaftlich unruhigen Zeit ragt eine Frauengestalt besonders heraus: Hildegard von Bingen, Benediktinernonne, Äbtissin, begnadete Naturheilkundige und Heilerin, Theologin und göttliche Visionärin, Dichterin und Komponistin in einer Person.

Hildegard von Bingen1098 wird Hildegard als zehntes Kind einer adligen Familie in Bermersheim (Rheinhessen) in der Nähe von Alzey geboren und hat schon im zarten Kindesalter die Gabe der inneren Schau, d.h. sie hört und sieht Dinge, die ihren Mitmenschen verborgen bleiben. Im achten Lebensjahr wird sie in die Obhut der geweihten Witwe Uda von Göllheim gegeben und kommt als junges Mädchen in das Inklusorium des Benediktinerklosters auf dem Disibodenberg. Mit 38 Jahren wird sie zur Magistra des Frauenkonvents gewählt.

Im 43.Lebensjahr erhält sie den göttlichen Auftrag, das, was sie in den Visionen hört und sieht, aufzuschreiben und zu verkündigen. Der Mönch Vollmar und die Mitschwester Richardis stehen ihr zur Seite, als sie nach anfänglicher Weigerung mit der Niederschrift ihres ersten Werkes  „Scivias Lucis- Wisse die Wege des Lichts-„, beginnt.

Sich der Unterstützung des zu ihrer Zeit bekanntesten und einflussreichsten Kirchenmannes, des Zisterziensergründers Bernhard von Clairvaux, gewiss, begibt sie sich vorsichtig auf den Weg in die Öffentlichkeit, nicht ohne sich von Papst Eugen den göttlichen Urprung der Visionen bestätigen zu lassen.

Hildegard erlangt über die Kloster- und Landesgrenzen hinweg Berühmtheit. Die Menschen suchen ihren Rat, erbitten ihre Hilfe. Von 1151-1158 entstehen die beiden großen Werke „Physica-Von den Heilkräften der Natur-„, Rezepte und Ratschläge für ein gesundes Leben. Und das Medizinbuch „Causae et curae. Von den Ursachen und Behandlungen von Krankheiten.“ Es folgt das“ Liber vitae meritorum. Das Buch der Lebensverdienste“, Heilen kraft der Seele, in der sie den heilsamen Tugenden die entsprechenden Laster gegenüberstellt. In ihrem letzten großen Visionswerk „Liber divinorum operum . Das Buch von den göttlichen Werken“ stellt die Theologin den Kosmos in Beziehung zum Menschen.

In einer Zeit, in der öffentliches Wirken den Männern vorbehalten war, gründet sie zwei Klöster, das Kloster auf dem Rupertsberg und das Kloster Eibingen bei Rüdesheim, das auch nicht-adligen Frauen offen stand.

Die mutige, unkonventionelle Äbtissin, die schon zu Lebzeiten ehrfürchtig Prophetissa teutonica (deutsche Prophetin ) – Posaune Gottes – genannt wird, unternimmt im Laufe ihres schaffensreichen Lebens vier lange Predigtreisen, die sie auf dem Schiff auf Main und Mosel, Rhein und Neckar bis nach Bamberg, Trier, Werden und schließlich bis nach Zwiefalten in die Donaugegend führen. Sie wird nicht  müde, in ihren Predigten in Kirchen und Konventen und auf öffentlichen Plätzen die desolaten Zustände in Kirche und Gesellschaft anzuprangern und die Menschen zu ermahnen, sich auf Gottes Wort zu besinnen.

Neben ihrem umfangreichen literarischen Werk und kleineren theologischen Schriften komponiert sie über 70 Gesänge sowie das „Ordo virtutem“, ein geistiges Singspiel mit 82 Melodien.

Sie unterhält regen Briefwechsel mit ungezählten Persönlichkeiten des kirchlichen und weltlichen Lebens. So steht die Ordensfrau z.B. in Briefkontakt mit Papst Eugen, Papst Alexander, Kaiser Friedrich Barbarossa, und Kaiser Konrad. Aber auch zahleiche Briefe von unbekannten Personen, die nicht namentlich genannt werden, zeugen vom lebendigen Austausch zu verschiedenen Themen.

Am 17. September 1179 stirbt Hildegard von Bingen im Alter von 81 Jahren in ihrem Kloster auf dem Rupertsberg.

2012 erlangt Hildegard von Bingen die Anerkennung als Kirchenlehrerin und wird von Papst Benedikt . heiliggesprochen.